Ich sitze in der Bahn
und du auch.
Uns trennt kaum ein Meter,
du sitzt mir gegenüber.
Dein Blick huscht herüber
und ich schaue hoch
und bin für einen Moment
gefangen.
Du bist versteckt,
doch ich sehe dich.
Mir ging es mal so ähnlich, wie dir,
vor gar nicht allzu langer Zeit.
Du willst es verstecken,
doch eigentlich ist es in der Bahn
viel zu warm
für so lange Ärmel.
Und an deinem viel zu dünnen Handgelenk
schimmert eine Narbe.
Ein Zeichen der Kämpfe, die du
nachts mit den Monstern führst.
Deswegen sind deine Augen wohl
so müde.
Deswegen scheinst du schlafend
neben dir zu stehen.
Und ich denke mir, wenn wir uns
kennen würden,
dann würd ich dich
in den Arm nehmen
und Witze über
deine Waschbärenaugen machen.
Dann würde ich versuchen
dir zu helfen.
Doch wir kennen uns
nicht und ich tu nichts.
Ich stehe auf und sehe noch einmal
diesen kurzen Augenschrei.
Dann blickst du wieder weg
und ich steige aus.
Dein Gesicht verschwindet
in der Spiegelung der Scheibe
sehe ich nur mich.
27.11.2017