Dienstag, 13. März 2018

Geteilte Schuld [Songtext]

Die Luft ist feucht, es riecht nach Mensch,
nach Schweiß und nach Fäkalien.
Sie sitzen dicht an dicht gedrängt
im Schlauchboot nach Italien.

In hundert Augen schimmert Angst,
doch die Hoffnung stärkt den schwächsten Geist.
Gebete fliegen in die Nacht,
während Kinderstimmen ängstlich schreien.

Sie haben zu viel von der Welt gesehen,
sie kamen irgendwie hier her.
Man ruft, sie sollen nach Hause gehen,
doch wo sie herkommen ist nichts mehr.

Sie sind Lebende aus nem Massengrab,
Überlebende eines Attentats,
verübt von vielen, die viel lieber schweigen,
geteilte Schuld ist tausendfaches Leiden.

Als er ankam war es echt nicht leicht,
er war fremd in diesem neuen Land.
Und dann ist noch sein letztes Hemd
in einem Heim verbrannt.

Jetzt lebt er hier seit fast vier Jahren,
kann die Sprache und hat einen Job.
Trotzdem pöbeln sie ihn an,
denn sie haben nur nen kahlen Kopf.

Er hat zu viel von der Welt gesehen,
kam von Krieg und Tod zu dir.
Du rufst, er soll doch nach Hause gehen,
doch sein Zuhause ist schon lange hier.

Er ist ein Lebender aus nem Massengrab,
Überlebender eines Attentats,
verübt von vielen, die viel lieber schweigen,
geteilte Schuld ist tausendfaches Leiden.

Es sind Männer, Frauen, Jungen, Mädchen,
einfach Menschen auf der Flucht, voll Angst.
Und so, wie du beim Fußball singst,
hilf doch brüderlich mit Herz und Hand.

Denn viele liegen schon in dem Massengrab,
starben bei irgendeinem Attentat,
sind ertrunken auf der Flucht durchs Meer,
die allermeisten schaffen's nämlich gar nicht bis hier her.

Und du denkst, dich geht das eh nichts an,
du bist schließlich nur der kleine Mann,
doch auch du profitierst von all dem Leiden,
unsere Schuld ist all das totzuschweigen.

13.03.2018